Der Monat Juni ist traditionell ein Monat in dem wir viel Zeit in den Weinbergen verbringen, da die Reben sehr stark wachsen. Kaum hatten wir das erste Hochbinden Anfang des Monats abgeschlossen, gingen wir in das zweite Hochbinden über. Das Prinzip ist ähnlich wie beim ersten Hochbinden, das heißt, die oberen Drähte werden nur etwas höher, entsprechend der Höhe der Laubwand, eingehängt. Die Laubwand übrigens wird in der Champagne im Vergleich zu anderen Weinanbaugebieten relativ niedrig gehalten, bei nur ca. 1.30 Meter Höhe. Zusätzlich wird jeweils in der Mitte zwischen zwei Pfosten eine Klammer gesetzt, um die Drähte und damit die Triebe besser zusammenzuhalten. Diese Arbeiten müssen sehr zügig gemacht werden, ansonsten würde der Weinbergschlepper die jungen Triebe, die zu diesem Zeitpunkt noch sehr empfindlich sind, abbrechen. Deshalb haben wir für diesen Monat eine zusätzliche Person eingestellt. Das zweite Hochbinden dauerte bis Mitte des Monats.
Pilzkrankheiten verhindern
Im Anschluss daran werden die Weinberge mit Hilfe eines Laubschneiders zurückgeschnitten, welcher auf dem Weinbergschlepper montiert wird. Dadurch wird eine zu dichte Laubwand vermieden, wodurch Pilzkrankheiten verhindert werden sollen. Denn Pilzkrankheiten entwickeln sich am leichtesten, wenn sich eine Feuchtigkeitsglocke möglichst lange hält. Oft muss es gar nicht Regen sein, der Morgentau genügt. Leider hatten wir dieses Jahr häufig diesen Fall, denn wir hatten zwar wenig Niederschlag, aber kalte Nächte und nicht sehr heiße, aber schwülwarme Tage, da es oft leicht bewölkt war. Dies sind die idealen Bedingungen für die Pilzkrankheit Oïdium und leider gab es im Juni schon erste Anzeichen der Ausbreitung dieser Krankheit, so dass es wichtig war, dieser vorzubeugen, indem man die Weinberge mit Schwefel behandelt.
Palissage
Umso wichtiger wurde dadurch der letzte manuelle Arbeitsschritt in den Weinbergen, die "Palissage". Dabei geht man noch einmal durch alle Weinberge und zieht die einzelnen Ruten der Weinberge auseinander und setzt eine Klammer auf die oberen Drähte zwischen jedem Weinstock, um die einzelnen Weinstöcke gut zu trennen. Ziel ist es auch hier wieder, ein dichtes Laubwerk zu vermeiden, damit der Wind durch die Weinstöcke streichen kann und somit schneller die Feuchtigkeit abtrocknet. Gleichzeitig haben wir von Hand die größten Unkräuter abgeschnitten, damit diese nicht überhand nehmen. Den Rest übernimmt dann der Stockräumer, mit welchem wir den Bereich unter dem Weinstock aufpflügen und gleichzeitig mit einem speziellen Rasenmäher für die Weinberge den Bereich zwischen den Weinstöcken mähen. Da die Zeilen in der Champagne sehr eng gepflanzt sind (in der Regel 1 Meter zwischen den Zeilen und 1,20 Meter zwischen den Weinstöcken) sind dafür Spezialgeräte notwendig, die speziell für unsere Region entwickelt wurden. Auch nahm das Unkraut in unserem neu bepflanzten Weinberg zu, so dass wir diesen mit einer Fräse davon befreiten. Wir setzen vermehrt auf mechanische Unkrautvernichtung, um chemische Produkte weit möglichst zu vermeiden.
Zusätzlich fielen an unserem Weinbergschlepper kleinere Reparaturarbeiten an, was aber sehr üblich ist, da die Weinberge die Gerätschaften stark beanspruchen. Auch gibt es noch ein paar Restarbeiten an unserem neuen Wirtschafts- und Empfangsgebäude auszuführen, wovon wir einen Teil in diesem Monat verrichteten.
Status Quo Flaschengärung
Was die Champagnerherstellung anbetrifft, so war es ein eher ruhigerer Monat. Wir ließen eine Flasche von jedem abgefüllten Cuvée analysieren, ob die Flaschengärung schon abgeschlossen ist. Und es gab gute Nachrichten, alle Cuvées sind vollständig durchgegoren. Dies ist immer eine Erleichterung, denn sollte einmal eine Gärung nicht korrekt verlaufen, ist dies mit großen Schwierigkeiten verbunden und kann bis zum Verlust der Flaschen führen, was zum Glück bei uns bisher noch nicht passierte.
Des weiteren beluden wir unsere Rüttelmaschine regelmäßig mit neuen Flaschen, machten eine Degorgierung „à la volée“, das heißt eine Entfernung des Hefedepots von Hand sogar ohne vorherige Vereisung, und schwefelten die Reserveweine, damit diese gut konserviert bleiben.
Mit der Öffnung der Grenzen Anfang Juni kamen auch wieder vermehrt ausländische Kunden zu uns und unser neuer Empfangssaal wurde wieder regelmäßig für Verkostungen besucht. Auch der Versand nahm wieder zu und ein Wochenende im Juni nutzen wir dazu einen Freund zu beliefern, der für sich, Bekannte und Kollegen zweimal im Jahr eine Sammelbestellung aufgibt. Gleichzeitig nutzen wir die Lieferung für eine schöne Wanderung mit unseren Freunden vor Ort und entdeckten die Vulkane der Auvergne und den guten Saint Nectaire (eine lokale Käsesorte) frisch vom Hersteller.