• Weinberg in der Champagne. Foto: 80 GRAD

Champagner Guide-Blog


Gegen den Kälteschock

Die optimale Serviertemperatur für Champagner

Der Besuch kommt schon in Kürze aber noch herrscht Unklarheit über das weitere Vorgehen für den Champagnerempfang: reicht die Kühlschranktemperatur, soll die Champagnerflasche noch eine Runde in die Gefriertruhe und wie lange vorher sollte man sie in den Eiskübel stellen? Oder ist das alles etwas zuviel des Guten?

Der Kühlungsgrad ist ein wichtiger Faktor, der das Geschmackserlebnis des Champagners besonders beeinflusst, von vielen aber unglücklicherweise vernachlässigt oder unterschätzt wird. Deshalb gibt es an dieser Stelle einige Tipps, denn viele Mythen ranken sich um die richtige Serviertemperatur für Champagner.

Ab ins Eisfach?

Besonders beständig hält sich das Gerücht Champagner sei am besten so eiskalt wie möglich zu genießen, daher legen viele Leute ihre Flaschen schon Stunden vor dem Servieren auf Eis oder sperren sie im Gefrierfach ein. Doch nötig haben das allenfalls Champagner, die weder Rückgrat noch aromatische Bandbreite oder Eigencharakter besitzen oder im schlimmsten Fall sogar Fehlnoten in sich tragen. Denn übertriebene Kälte macht Champagner weder knackiger noch frischer, sondern reduziert seinen Geschmackseindruck, maskiert und verschließt viele seiner aromatischen Noten. Bevor unsere Geschmacksrezeptoren sich mit seiner Aromatik beschäftigen können, müssen sie sich erst durch einen Kälteschock retten.

Demaskieren für echten Genuss

Wie so oft liegt das richtige Maß auch hier irgendwo in der Mitte. Denn ist die Temperatur des Champagners zu warm, machen sich einige seiner Charakterzüge breiter als sie sein sollten und wir nehmen zum Beispiel den Alkohol verstärkt wahr. Auch die Perlen können in warmem Champagner gröber wirken als in optimal gekühltem. Je komplexer und kräftiger ein Champagner ist, umso mehr Raum im Glas und umso mehr Temperatur darf man ihm lassen. Das gilt für stillen Wein ebenso wie für moussierenden Wein.

Kühlere Temperaturen für junge Champagner

Während eine Lagerung des Champagners zwischen 10 und 15 °C im Keller optimal ist (je kühler innerhalb dieser Spanne, desto besser), wird die Serviertemperatur noch einmal einige Grad nach unten geschraubt, angepasst an den Champagnerstil. Für jüngere Champagner und frische, knackige Exemplare, insbesondere dann wenn sie viel Chardonnay enthalten, sind rund 10 °C beim Ausschank ideal. Auch für sehr niedrige bis gar nicht dosierte Champagner empfiehlt sich das Einschenken auf dieser Temperatur. Nicht selten wird auch zu 6 bis 8 °C geraten, was aber in vielen Fällen zum vorübergehenden Maskieren der fruchtig betörenden Aromen führt und sich daher eher für einfache Qualitäten empfiehlt.

Gemäßigtere Kühlung für gereifte Champagner

Reifer Jahrgangschampagner oder Champagner mit Holzeinfluss profitieren davon, wenn sie nicht ganz so kalt ins Glas kommen. 10 bis 14 °C sind hier wesentlich passender, um ihre intensiven, charakterstarken und komplexen Nuancen zur vollen Geltung zu bringen. Je voller, reifer und „weiniger“ der Champagnerstil, desto höher kann die Temperatur gewählt werden. Auch Champagner, der einen hohen Anteil Pinot Noir in sich trägt, profitiert von höheren Temperaturen innerhalb dieser Spanne, weil seine betörende Beerenaromatik sich so weiter entfaltet.

Anlass

Nicht nur die Rebsorten, sondern auch der Anlass sollte bei der Wahl der Serviertemperatur berücksichtigt werden: zum Aperitif ist etwas mehr Kälteeinsatz angebracht um zu erfrischen, anzuregen und den Abend in Schwung zu bringen. Als Begleiter zum Essen hingegen eignen sich nicht ganz so kalte Temperaturen besser, weil man die Aromen des Champagners im Zusammenklang mit dem Geschmack der Speisen besser herausschmecken kann. Wenn man diese kleinen Stellschrauben berücksichtigt regelt sich die wichtigste aller Temperaturen ganz von alleine: die Wangen, die vor Freude über den Genuss glühen.

Dieser Text wurde zuerst auf www.gouttesgouts.com veröffentlicht.